Aufgrund der anhaltenden Gräue am deutschen Himmel und den in den Keller sinkenden Temperaturen packe ich heute endlich ganz genüsslich die Bilder von meiner Reise durch Brasilien aus!
In Brasilien gibt es mehr zu sehen als touristenüberfüllte Strände, Regenwald oder gigantische Großstädte. Auf der autofreien Ilha de Tinhare sind Häuserwände und Grundstücksmauern, sogar die Straßenbeläge mit StreetArt verziert.
Darf ich einreisen?
Die Reise nach Brasilien lief überhaupt nicht so, wie sie geplant gewesen war. Grundidee der Unternehmung war eine Reise mit den digitalen Nomaden, einer Gruppe von rund 100 Selbstständigen. Abgeschottet auf einem Schiff mitten auf dem Ozean sollten wir uns in digitaler Askese üben und eine Internet-Diät machen. Da das Kreuzfahrtunternehmen wohl irgendwie meine Daten nicht mochte, konnte ich dann doch nicht mit fahren. Gut, dann halt fliegen. Gesagt getan und mit Condor von Frankfurt nach Fortaleza, wo es dann erstmal Probleme mit meinem Pass gab. Ganze zwei Stunden hat es gedauert, bis die Polizei in Brasilien rausgefunden hat, dass ich kein europäischer Schwerverbrecher bin. Da war natürlich leider unser Flug nach Salvador schon weg. Also im teuersten Hotel der Stadt abgestiegen, das um die Uhrzeit noch Gäste aufgenommen hat.
Nach einem kleinen Spaziergang am hässlichsten Strand, den ich je gesehen habe (ich sage nur Bettenburgen wohin das Auge reicht), ging es dann zurück zum Moskito-Verseuchten Flughafen und dann endlich nach Salvador.
Taxifahrt mit Herzinfarkt
In Salvador fahren die Taxis mit unerschütterlichem Gottglauben durch die Straßen. Ampeln, Geschwindigkeitsbegrenzungen und Fahrspuren sind nur Empfehlungen… Dennoch haben wir es überraschenderweise in unsere Unterkunft geschafft. Überlebt, bei 32°C innerlich schon im eigenen Saft gegart… aber glücklich aufgrund unermüdlich strahlender Sonne.
In Salvador ist es trotz Küstennähe ziemlich stickig und beinahe unerträglich warm. Aber was stört einen das, wenn man an jeder Ecke leckere Kokosnüsse für umgerechnet 20 Cent kaufen kann, die eisgekühlt und erfrischend sind? Nie vorher habe ich so leicht so viel getrunken wie in Brasilien. Omnomnom, lecker.
Auf den Marktplätzen wachsen die Kokos-Palmen am Straßenrand wie in Berlin die Linden. Ein bisschen mulmig ist es einem dann schon, wenn man von Einheimischen hört, die von herabfallenden Kokosnüssen erschlagen wurden. Aber hey, wer lebt nicht gern gefährlich? Das Leben wär ja langweilig. Außerdem kann man ja gerne von so etwas leckerem erschlagen werden. Besser als von einem deutschen Baugerüst, oder?
Eine Insel ohne Autos
Auf der Ilha de Tinhare, genauer gesagt im Örtchen Morro de Sao Paulo, trafen wir dann tatsächlich doch noch andere Digitale Nomaden, die auf dem Schiff nach Brasilien kamen, das mich nicht mitnehmen wollte. Wir kamen in der gleichen Unterkunft unter und haben ein paar lustige Tage miteinander verbracht, bevor sich unsere Wege wieder trennten.
Der Ausblick von unserer Frühstücksterrasse war phänomenal. Kein Wunder, dass unser ehemals deutscher Host seinen 3-Wöchigen Brasilienurlaub auf inzwischen 15 Jahre verlängert hat.
Morro de Sao Paulo
Morro ist die Hafenstadt auf der Ilha de Tinhare. Dort landen fast alle ankommenden Schiffe vom Festland. Daher wird man dort als Ankömmling direkt von Hoteliers umworben. Haltet eure Geldbörsen fest und eure Hände bei euch, sonst habt ihr schnell etwas in die Hand gedrückt bekommen, das ihr gar nicht wolltet. Das Leben in Morro ist aber in der Tat paradiesisch. Morro-Bewohner Alex hat immer und immer wieder betont, dass er im Paradies lebt, hat uns Mangobäume und Vanille-Sträucher gezeigt und mit uns einen Ausritt über die Insel gemacht.
Das Stadtleben ist eine bunte aber gute Mischung aus Touristen und Einheimischen. Auch als Reisender wird man, wenn man sich nicht zu dumm anstellt, direkt von den Einheimischen aufgenommen. Viele in Morro sind Zugewanderte und man bekommt direkt den Eindruck, als würden die Bewohner wollen, dass man sich doch auch direkt in Morro niederlässt.
Am Strand wachsen nicht nur Kokosnüsse sondern auch Kashew-Äpfel und Mangos… Ich sag ja: Paradies. Die Einwohner haben absolut Recht damit.
Transportmittel
Wer auf der Ilha de Tinhare nicht läuft, der nimmt das Pferd, kleine Kutschen oder einfach das nächstbste Boot, das auch als Bus, Taxi oder Privatfahrzeug genutzt wird.
Wege die über Strand führen
Paradiesisch und naturverbunden mutet es an, wenn man hört, dass der Weg zur Nachbarstadt nur über den Strand führt. Und um ihn zu bewältigen, muss man auf die Gezeiten achten, damit man nicht in die Flut gerät.
Zu jeder sich bietenden Gelegenheit hüpft ein Brasilianer ins Wasser. Und wie ich später gehört habe, sind die Festlandbrasilianer teilweise wirklich neidisch auf die Küstenbrasilianer. – Wundert mich nicht. Während ich in Deutschland nicht wirklich neidisch auf die Bewohner der Küstenregionen bin, kann ich mir in Brasilien ein Leben auf dem Festland kaum vorstellen.
Gamboa ist ein Ort, der sich hauptsächlich durch den Fischfang selbst ernährt und damit handelt. Auf der Ilha de Tinhare ist der Ökosystem noch ganz gut intakt, da fast nur kleine Boote aufs Meer hinausfahren und mit winzigen Schleppnetzen Fische fangen. Manche gehen auch ganz altmodisch mit der Angel auf die Jagd nach dem nächsten Mittagessen.
Wellenreiter lieben diesen Teil der Insel und den Strand dort, da sie nicht nur gemütlich ihre Kokosnüsse und Cocktails schlürfen können, sondern auch tolle Wellen haben (hat man mir gesagt).
Die Strände sind erstaunlich einsam und die Einheimischen zu Gästen super freundlich.
Man merkt zwar schon, dass sie an einem auch Geld verdienen möchten, aber sie unterhalten sich gerne einmal 30 Minuten mit einem und machen einem den tollsten Obstsalat der Welt mit den leckersten Pommes dazu. Währendessen kann man im Schatten sitzen, faulenzen, Siesta machen und die Wellen beobachten.
Während ich so im Schatten saß und meinen Sonnenbrand geschont habe, habe ich natürlich auch zu jeder sich bietenden Gelegenheit meinen Aquarellkasten ausgepackt und irgendetwas festgehalten. Wellen, Häuser, Farbstimmungen. Mein Aquarellbuch wurde zum Tagebuch.
Zurück in Morro haben wir uns natürlich auch das Highlight der Insel angeschaut. Wir sind zum Leuchtturm hoch gewandert und haben mit vielen Reisenden und Einheimischen den Sonnenuntergang genossen. Es gab Gitarren und Gesang und unerträglich viele verliebte Pärchen.
Die Zeit bis zum Sonnenuntergang ist amüsant und gemütlich zugleich. Die verschiedensten Sprachen schwirren durcheinander und in der kleinen gemütlichen Gruppe auf der Klippe versteht sich vermutlich nur die Hälfte. Die anderen sind einfach lieb zueinander und total friedlich. Sobald die Sonne aber untergeht, muss man sich sputen. Denn wenn die Sonne in Brasilien weg ist, ist sie weg. Es gibt keine lange Dämmerung sondern plötzlich eintretende Dunkelheit. Der Abstieg von der Klippe ohne Licht war dann etwas, das ich lieber nicht ausprobieren wollte. Also haben wir, sobald die Sonne unter dem Horizont verschwunden war, die Beine in die Hände genommen um wieder zur Stadt zu gelangen.
Nachdem wir unsere erste Unterkunft in der „Villa Bahia“ verlassen haben, sind wir zu den „Koalas“ gezogen. So wurde eine Gruppe bunt zusammen gewürfelter Jungs bezeichnet, die eine Pousada (so nennt man die Hostels in Brasilien) komplett aus Bambus bauen. Die Gruppe besteht aus Portugiesen, Schweden, Brasilianern und ein paar wechselnden Teammitgliedern. In der Unterkunft mit dem Namen „Bamboo“ haben wir weitere sehr freundliche Reisende kennengelernt. Zum Beispiel auch perfekt englisch sprechende Franzosen aus gutem Hause (ja, ich habe so manche Vorurteile).
Die Jungs bauen ihr Bamboo-Haus komplett selbst. Sie haben sich dafür Hilfe von einem ansässigen (deutschen) Architekten für die konzeptionelle Planung geholt. Die ersten Ladungen Bambus wurden über See zum Bauplatz gebracht. Jetzt fangen sie an, selbst diese eine spezielle Bambus-Sorte anzubauen. Beim Aufenthalt dort habe ich tatsächlich auch etwas über Bambus gelernt und der kleine Architekt in mir ist ziemlich neugierig geworden, was dieses Baumaterial angeht.
Der Weg zum „Bambu“ ist allerdings jedes Mal eine kleine Abenteuertour. Neben prächtigen bunten Pflanzen geht es vorbei an Termitenbauten, die immer größer werden…
… und über mehr als wackelig anmutende Brücken aus übrig gebliebenen Brettern vom Bau.
StreetArt in Morro de Sao Paulo
Wie ich es von Brasilien schon gehört habe, ist auch in Morro de Sao Paulo die Verschönerung der Häuser Gang und Gebe. Was in Deutschland undenbar ist, wird in Brasilien gefeiert, gelobt und geliebt. Häuser, Mauern und sogar Straßen sind mit bunten Farben verschönert und jede Familie freut sich, wenn ihr Haus endlich nicht mehr nur trist in der Straße steht. Ein farbiges und mit Bildern bemaltes Haus ist erstrebenswert und gehört schon fast zum guten Ton.
Passend zur anstehenden Challenge im März habe ich euch heute hoffentlich genug Inspiration und Motivation für die Zeichenaufgaben geben.
Hinterlass mir doch einen Kommentar, wenn dir der Beitrag gefallen hat oder du an der März-challenge teilnehmen willst. Ich verrate nur eines: Es geht um den Regenwald und es wird gezeichnet!
Alles Liebe,
Julia
Es geht nichts über frisches Kokusnuss Wasser. :) Das Vergnügen hatte ich auf Keyboard West (Florida) auch mal. ^^
Ach da macht sich in mir die Sehnsucht nach der Karibik breit.
Lieben Gruß
Steffi