Ist ein Füller für dich ein Stück Mode?
Ich gebe zu, bisher habe ich noch keinen Füller, der so richtig was her macht und dementsprechend auch richtig teuer war. Ich habe einige Füller für Kalligraphie und eine ganze Sammlung an Lamy-Füllern in verschiedenen Federbreiten. Auch einen Kolbenfüller habe ich, den ich wegen seiner weichen Schreibe sehr, sehr liebe. Allerdings läuft er so langsam dezent aus, was einem dann immer die Finger versaut. Daher wird er inzwischen viel viel seltener benutzt. Außerdem kenne ich mich: Ich bin ungeschickt. Daher bevorzuge ich inzwischen, gerade für Notizen einen schlichten Kuli, da der nicht verwischt, wenn ich wieder mal Kaffee oder Wasser über meine Papiere gieße.
Allerdings liebäugele ich tatsächlich seit einiger Zeit mit dem Gedanken, mir doch endlich mal einen richtig schönen Füller zu holen. Einen, bei dem man sich richtig gut fühlt, wenn man damit schreibt. Einem, der das Unterschriebene aufwertet und auf den man irgendwie stolz ist, wenn man ihn aus der Tasche zieht.
Gerade läuft ja auch die Blogparade zum Thema Lieblingsstift hier im FarbCafé. Ich hätte zu Anfang gar nicht damit gerechnet, aber die Lieblingsstifte der Teilnehmer sind bisher sehr deutlich in Richtung Füllfederhalter orientiert. Na klar, diese Stifte machen ja auch was her, wenn man damit schreibt. Wie gesagt, ich liebäugele ja auch schon eine ganze Weile mit einer Neuanschaffung.
Welcher Stil?
Die Entscheidung zwischen den verschiedenen Stilen ist genauso schwer wie die Entscheidung im Modegeschäft. Schlicht oder verschnörkelt, elegant oder doch lieber legere? Urban vs. rockig…
Na du weißt, worauf ich hinaus will. Bei dem riesen Angebot an Klamotten fällt das Angebot an Füllern zwar vergleichsweise übersichtlich aus, aber die grundlegende Entscheidung muss dennoch gefällt werden.
Eleganz in Stiftform – Tamitio
Als bekennender Tusche-Suchti führt ja eigentlich kein Weg an einem neuen Füller vorbei. Und da wir nicht mehr im Barock leben und unsere ganze Gesellschaft in Richtung „Schlicht und Schick“ geht, habe ich mich auch so langsam aber sicher an das simple Design der ’neuen Zeit‘ gewöhnt.
Der Tamitio von Faber Castell ist wunderbar schlicht, schlank und hat irgendwas von High Society. Der matte Lack (der laut Faber Castell auch ewig matt bleiben soll) im Kontrast zu den hochglänzend polierten Flächen wirkt erdig und souverän. Im edlen ‚Nachtblau‘ hat der Tamitio einen sehr weltmännischen Charakter. Ich kann ihn mir richtig gut bei Harvey Spector (Suits*) vorstellen. Der strukturierte Schaft erinnert mich an die klassischen Kanneluren einer griechischen Säule.
Die Farbe Nachtblau kommt mir typisch männlich vor. Der Tamitio von Faber Castell wirkt damit so wichtig und schon fast diplomatisch. Ich könnte mir gut vorstellen, dass damit Gesetze unterzeichnet werden. Oder große Firmenzusammenschlüsse.
In schwarz wirkt er irgendwie schon fast schüchtern. Schwarz passt zu allem, schwarz zu tragen ist kein Statement mehr, … Farbe zu bekennen dagegen schon. Die Farben Taupe und Rose wirken definitiv weiblich. Für meinen Geschmack vermutlich schon etwas zu weiblich. Der Tamitio ist damit zwar noch immer wunderschön und die Farben sind super ausgewählt, aber er erinnert mich persönlich zu sehr an Gossip Girl*. (Nichts gegen Gossip Girl, aber als hoffentlich erfolgreiche Fempreneurin möchte ich nicht als Gossip Girl in die Geschichte der erfolgreichen Frauen eingehen… oder doch? Sie sind ja verdammt hübsch.)
Verändert ein Füller das Lebensgefühl?
Man mag sich ja so einiges einreden, um glücklicher zu werden, aber kann ein Füller wirklich das Schreib- und Lebensgefühl verbessern? Ich weiß noch, dass ich früher unfassbar viele Briefe geschrieben habe. An meinen besten Freund, an meine beste Freundin, an meine Oma (damals noch in Sütterlin, dass ich leider komplett verlernt habe) und an jeden, der es wert war, die 50 Pfennig (oder so) für eine Briefmarke auszugeben. Ich hatte nicht nur eine riesen Menge an Füllern sondern auch ganze Kartons voll Briefpapier und Briefumschlägen. Auch heute noch kaufe ich hauptsächlich hochwertiges Briefpapier. Meistens Bütten*. Und die Umschläge sind auch meistens mindestens mit Seidenpapier* ausgeschlagen. – Für Firmenpost gilt das natürlich nicht… Da passt es dann natürlich wieder gar nicht, wenn ich dann darauf mit schödem Kuli meine Gedanken festhalte!
Mehr Briefe braucht das Land!
Ich schreibe auch viel zu wenig Briefe in letzter Zeit. eMails gehen viel schneller, können viel kürzer sein und wenn man sich verschreibt, dann löscht man den Text einfach wieder. Eigentlich eine Schande. Allerdings muss man dann auch kein Porto zahlen, die Briefe werden nicht in LKWs über die Straßen gescheucht und man verbraucht kein kostbares Papier. Pro Baum! – Geht die Rechnung auf? Wenn der Rechner ohnehin immer an ist und man nur kurz 2 Minuten eine eMail tippt, dann sicherlich nicht. Aber wenn man den Rechner nur an macht um diesen Brief zu tippen, den man sonst ganz in Ruhe auf dem Papier schreiben würde, dann kann man mal über Sinn und Unsinn nachdenken. – Ich gebe zu, meine Hand ist wirklich faul geworden, was schreiben angeht, aber ich bin auch der Meinung, sie sollte ruhig mal wieder an einer schöneren Handschrift feilen.
Was hältst du vom Tamitio? Ob er wohl in meinen Besitz wandern sollte?
Es gibt ihn online mit den Federstärken B für ausladende und satte Unterschriften, M für Unterschriften und schöne große Handschriften, F für feine Schriften und EF für so Leute wie mich, die winzig klein schreiben.
Obwohl er so sehr männlich wirkt, tendiere ich ja wirklich zum Tamitio in Nachtblau… Aber erstmal muss ich dafür sparen.
Ich würde mich über deine Meinung zum Thema und zum Stift sehr freuen. Hast du ihn vielleicht schon selbst? Dann gehört mein uneingeschränkter Neid dir! Nein, Scherz. Hau in die Tasten,
Du kannst mich unterstützen, damit ich nicht so lange sparen muss, indem du auf die Links in diesem Beitrag klickst. Dies sind Empfehlungs-Links, für die ich eine kleine Provision bekomme. Das kostet dich keinen Cent mehr und ich bekomme noch ein paar Groschen, damit ich mir den Tamitio bald auch leisten kann…
Die Fotos in diesem Beitrag wurden mir freundlicher Weise von Graf von Faber Castell zur Verfügung gestellt.