Ein riesiges Comic-Projekt
Nachdem die Mädels abgezogen sind, habe ich auch noch ein paar Worte mit Christopher, dem Erfinder von „Hemispheres“ gewechselt und direkt gedacht „Wow, was für eine tolle Sache!“. Ich bin ehrlich gesagt wirklich kein Comic-Fan. Umso mehr muss ein Comic bieten, dass ich ihn mir wirklich anschaue. Ich gebe offen zu: Ich besitze derzeit erst einen einzigen Comic und der ist auch als Hardcover gebunden und hat sehr ansprechende Illustrationen. Natürlich hätte ich auch einfach über Hemispheres und meine Begegnung auf den Berlin Graphic Days schreiben können, aber uns fiel eine noch viel bessere Idee dazu ein: Ein Interview. Exklusiv für euch auf dem FarbCafé. Ich habe die drei Jungs daraufhin mit Fragen gelöchert und darf sie euch nun endlich vorstellen: Vorhang auf für die drei Jungs hinter einem Comicprojekt, das sie euch hier selbst vorstellen dürfen!Die Jungs hinter dem fotorealistischen Comic
Christopher De La Garza
Autor
Produzent & Autor von von Hemispheres. Verantwortlich für Marketing & Vertrieb und Ansprechpartner für Öffentlichkeits- & Pressearbeit. Sascha Grusche
Illustrator
Illustrator von Hemispheres. Als Physiker & Illustrator verantwortlich für die Visualisierung und künstlerische Umsetzung. Simon Pape
Concept Artist
Concept Artist von Hemispheres und Graffiti Fine Artist & Designer. Seit Juli 2013 mit im Team und verantwortlich für das Design und die Erstellung von Concept Sheets und Matte Painting.Erklärt die Story des Comics in maximal 200 Worten.
Die Geschichte spielt im Jahr 2027 und handelt von dem buddhistischen Mönch David Shakara (buddh. Name Dvarakadisha Dasa, bedeutet Torhüter) der von seinem Kloster in die Großstadt Hierosolyma hinabsteigt, um seinem Mönchsbruder ein lebensrettendes Medikament zu besorgen. Durch den entstehenden Kontrast wollen wir unseren Lesern zwei verschiedene Welten zeigen und sie fragen: „Wie willst du leben?“ und „Welche Weichen müssen wir heute für morgen stellen?“. Getreu nach unserem Motto: „Entscheide über Morgen. Heute!“ – bevor es für einen möglichen Wandel zu spät ist.
Hemisphäre ist das Kind dreier Elternteile. Stellt euch doch mal vor und verratet, wie ihr euch gefunden habt.
Ich bin gelernter Mediengestalter, seit 2012 selbstständig unternehmerisch tätig unter dem Label SIRIUS·SEVEN Design und absolviere nebenbei mein Studium zum B.Sc. in Psychologie an der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg.
Die Geschichte, wie ich zu Kunst und Gestaltung kam, ist relativ unspektakulär. Angefangen hat es mit kleinen Zeichnungen und Fingermalereien im Kindesalter, führte sich dann im Jugendalter in einer Vorliebe für Comics und deren Machart weiter, bis hin zu meiner heutigen Affinität zu allem, was mit Kunst oder Design zu tun hat.
Dabei habe ich etliche Medien und Techniken ausprobiert; angefangen mit Graphit Zeichnung, gerne auch „Bleistift“ Zeichnungen genannt, über erste Versuche mit Acryl- und Ölmalerei bis hin zu digitalen Variante via PC und Graphik Tablet.
2011 wurde ich dann durch einen Freund an das Thema Graffiti heran geführt. Für mein damaliges Gefühl 10 Jahre zu spät, denn das Malen mit der Sprühdose stellte sich sehr schnell als mein Element heraus. Man könnte auch sagen „der Virus hat mich gepackt und lässt mich bis heute nicht mehr los.“
Und eben durch Graffiti haben wir schließlich zueinander gefunden.
Im Frühjahr 2013 suchten Sascha und Chris für die damals aktuelle Seite, auf der man die Inhaftierung unserer beiden Protagonisten David und Selah sieht, einen „Sprüher“, der Ihnen ein passendes Motiv entwickeln würde. Da Selah als Straßen- und Graffitikünstlerin auftritt, war es nur naheliegend jemanden zu finden, der sich damit auskennt. Chris schrieb mich dann im Mai an, ob ich nicht Lust darauf hätte und da Ich das Projekt sehr cool fand, willigte ich ein.
Als Chris dann spitz bekam, dass ich nebst Wandgestaltungen auch Photoshop beherrsche, dauerte es nicht mehr lange bis ich als Concept Artist festes Mitglied des Hemispheres-Teams wurde. Rückblickend betrachtet paradox, bin ich doch als „Graffiti Fine Artist“, wie ich es gerne nenne, ins Team gekommen.
Ich promoviere gerade in Physikdidaktik über einen bildbasierten Zugang zur Optik, und ich male intensiv seit meinem 12. Lebensjahr. Als ich Referendar in Potsdam war, zog ich in eine Studenten-WG ein. So habe ich Chris und seine kreativen Projekte kennengelernt, unter anderem seine Idee, eine dystopische Gesichte zu schreiben.
Ich bin ebenfalls gelernter Mediengestalter, als Unternehmensgestalter tätig und studiere Kommunikationsmanagement mit Schwerpunkt Kulturkommunikation und Eventmanagement. Mit meinem Geschäftspartner zusammen realisieren wir Visionen. Wir entwickeln Lösungen und Strategien in den Bereichen Mediengestaltung & Produktion, Illustration & Grafik, Film & Animation, Photographie & Studio, Licht & Ton Design und Raum- & Fassadengestaltung für Einzelunternehmer, mittelständische Unternehmen aber auch größere Firmen. Als ich Sascha vor vielen Jahren in unserer Wohngemeinschaft kennen lernte war ich von Saschas Gemälden fasziniert. So war rasch war klar: Wir müssen zusammen einen epischen Comic machen. Dabei stießen wir aber bald an unsere technischen Grenzen beim Erstellen der Mal-Vorlagen, und wir brauchten einen echten Graffiti Artist. Hierfür habe ich dann noch Simon ins Team gebracht.
Habt ihr eine strikte Aufgabentrennung, oder ist jeder überall mit integriert?
Als Concept Artist war es dann grundlegend meine Aufgabe Saschas inneres Bild, in Form einer digitalen Seitenvorlage, dabei zu verhelfen Gestalt anzunehmen. Da unsere Geschichte in naher Zukunft spielt, bedeutete dies nicht nur vorhandene Konzepte zusammen zu führen, sondern, falls es die Situation verlangte, auch eigene Konzepte zu entwickeln. Das war mitunter nicht einfach, da unserer beiden inneren Bilder nicht immer übereinstimmten. Nichts desto trotz haben wir stets eine Lösung gefunden, auch wenn das manchmal zur Folge hatte, sich einen Abend lang darüber zu streiten, warum an einer bestimmten Stelle ein warmer gegenüber einem kalten Gelbton besser wäre. Künstler eben.
Damit Sascha in seiner Rolle als Illustrator die „maximale visuelle Glaubwürdigkeit“, wie er es selbst einmal nannte, für Hemispheres erreichen kann, benötigte es jedoch mehr als nur gute Bilder.
Denn auch wenn wir einen in der Szene ungewöhnlich aufwendigen, realistischen Malstil bedienen, ist dieser stets der Geschichte untergeordnet.
Da kommt Chris ins Spiel, der nicht nur ursprünglich die Idee hatte, einen Roman zu schreiben, sondern sich seit Projektbeginn der Rolle des Drehbuchautors und Produzenten annahm.
So hatten und haben wir eine klare Aufgabenverteilung, deren Grenzen nichts desto trotz von Zeit zu Zeit verschwimmten, sofern es die Situation verlangte.
Letztlich ist und bleibt es ein Gruppenprozess.
Wer von euch hatte die Idee zum Comic und wie hat er die anderen überzeugt?
Als Chris mir erzählte, er wollte schon immer mal eine Geschichte über eine abstürzende Gesellschaft schreiben, dachte ich mir: Damit diese Geschichte lebendig wird, müsste man sie bebildern. Damit sie so glaubhaft wie möglich wird, müssten die Bilder fotorealistisch sein. Chris war sofort überzeugt, da er meinen Malstil schon schätzen gelernt hatte. Ich selber sah schon starke, wenn auch verschwommene Bilder vor meinem inneren Auge, und jetzt, 4 Jahre später, sind sie endlich voll ausgeformt und auf Papier gebannt.
Aktuell sucht ihr Unterstützter und Sponsoren. Als Unterstützer habt ihr mich bereits gewonnen, aber wie macht ihr Sponsoren ein Sponsoring schmackhaft?
Wir sind froh über jede Unterstützung und dankbar für alle die uns dabei helfen unsere Botschaft in die Welt zu tragen! Auch unseren drei Hauptsonsoren Paperscreen, Voxelwerk, Digidax, die uns bereits seit vielen Jahren begleiten sind wir sehr dankbar. Ob Banner, Aufsteller, gebrandete Hefte mit unserem Hemispheres-Logo oder 3D-Mönchskerzen aus Bio-Bienenwachs – alle Dinge hätten wir zu diesem frühen Zeitpunkt so nicht gehabt. Es gab für dieses Crowdfunding auch Light-Sponsoren, wie Thomas Reinholz von Lebensenergie-Experten, Florian Suckrow oder Jesper Fredriksen vom Black Market aus Potsdam – verschiedene Unternehmer die gut finden was wir machen und dafür einen Werbeplatz auf unserer Homepage erhalten und einen besonderen Dank in unserem Buch. Ich versuche alle Unterstützer zu einem Teil von Hemispheres zu machen, ob ich sie nun miteinander vernetze oder sie ein Teil der Geschichte selbst werden, beim Shooting gleichgesinnte kennen lernen oder einen Werbeplatz – geschieht immer in Rücksprache. Respekt auf Augenhöhe finde ich ganz wichtig und ich versuche auch immer im Namen des Teams diese Dankbarkeit in etwas Reales/Nützliches zu transformieren. Es gibt auch so viele Unterstützer die für wenig oder kein Budget Filmmusik komponiert, Filme geschnitten, Animationen erstellt oder einfach fotografiert haben – die ich hier namentlich gar nicht alle aufzählen kann (dafür aber im Buch!), weil es mittlerweile so unglaublich viele Menschen sind! Danke!!!
Ihr habt eine Campagne bei Indiegogo gestartet, aber das Zeichnen ist ja schon im vollen Gange. Was genau unterstütz man bei einer Beteiligung? Den Druck, die Weiterarbeit oder etwas ganz anderes?
Die Vision. Wir waren bereits auf den größten deutschen Comic Festivals in Erlangen und München. Dieses Jahr sind wir noch Teil der Comic Con Vienna im November & der Comic Con Germany im Dezember. Im nächsten bzw. spätestens übernächsten Jahr in Angoulême und 2017/2018 auf der Comic Con in New York.
Wir wollen unser Werk in die Welt hinaustragen und unsere Leser zum Nachdenken anregen: „Wie willst du leben?“ und „Welche Weichen müssen wir heute für morgen stellen?“. Wir wollen Menschen miteinander verbinden, welche Lösungen auf die vielen ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gefunden haben und sie bereits leben. Zwischen dem 08. und 18. Oktober wird zu diesem Zweck ein Zukunftskongress im Orange Lab am Ernst Reuter Platz stattfinden. Bereits zugesagt haben u.a. Van Bo Le-Mentzel, Shai Hoffmann, Dr. Kerstin Gernig, Georg Tarne, Thomas Reinholz, Manouchehr Shamsrizi, Sven Schlebes. An dieser Stelle möchte ich weitere Speaker aufrufen, sich bei uns für die Themen Lebensqualität, Social Entrepreneurship, Zukunft oder Design zu melden! Wir freuen uns über weitere Teilnehmer.
Ein paar abschließende Worte über euch oder an die Leser?
Anfangs dachten wir, wir könnten den Comic in einem halben Jahr fertigstellen. Wir ahnten ja nicht, wie aufwändig der gesamte Schaffensprozess werden würde. Eine Idee ist schnell geboren – sie zu nähren und wachsen zu lassen erfordert viel Kraft, Geduld und Wille. Für mich war es eine Lebensaufgabe. Nun, nach vier Jahren, ist es vollbracht: Alle Comicseiten sind gemalt! Ein großes Dankeschön an alle Freunde und Fans, die uns unterstützt haben und an uns geglaubt haben!
Und ich danke euch für eure tollen Antworten und den Einblick in dieses grandiose Projekt. Ich konnte es mir natürlich nicht zu verkneifen, mir gleich eines der Comic-Bücher vorzubestellen und warte schon ganz gespannt darauf, es endlich in den Händen zu halten.
Besser als ihr, hätte ich die ganze Geschichte rund um diese Graphic Novel gar nicht in Worte fassen können.
Wie findest du die Jungs und das Projekt, das sie hier stemmen? Gefallen dir solche Künstlerportraits wie dieses oder das über Lorraine Loots?
Natürlich gibt es Hemispheres auch noch überall sonst zu finden. Zum Beispiel auf Instagram, Hardcover-Buch, Indiegogo und Facebook.
Die Illustrationen und Bilder wurden freundlicherweise von Hemispheres Graphic Novel zur Verfügung gestellt.